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Herbstgraueglitzerwintergedanken

Neulich hat mich eine derjenigen Follower, die ich so richtig in Farbe und 3D kenne, angehalten, dass ich mal wieder ein wenig aktiver sein sollte hier. Sie meinte, da ich bis heute auf Exkursion in Tschechien war, solle ich doch über reisen oder so bloggen soll. Aber irgendwie ist das kein Thema zu dem mir aktuell viel einfällt.

Ersteinmal möchte ich einen kleinen Auszug aus einer wunderschönen, Herzerwärmenden Geschichte mit euch teilen.
Für alle die, die noch nie etwas von Anna, Fynn und dem guten alten Mister Gott gehört haben eine kleine Info.

London, irgendwann in der 1930er Jahren, in einer trübgrauen Nacht kreuzen sich die Wege des 19 jährigen Fynn und der 5 jährigen Anna. Weil diese kein wirkliches Zuhause hat, nimmt Fynn sie mit und fortan ist sie Teil seiner Familie. Das kleinegroße Mädchen lebt ihr Leben in vollen Zügen und widmet ihre Aufmerksamkeit den wirklich wichtigen Fragen. Sie erforscht die Welt und bringt Fynn auf ganz neuen Wegen ihre Welt näher. Außerdem hat sie zeitlebens ein sehr enges, vertrauensvolles Verhältnis zu Mister Gott. Denn schließlich hat er ja alles gemacht, wohnt in ihrem Herzen und auch sonst überall, wo er gerade Lust hat- aber vor allem, Mister Gott kennt sie ganz genau und ist immer für sie da... Und bald wird Annas Wunsch auch erfüllt, ein Engel zu werden, denn kurz vor ihrem achten Geburstag stirbt sie bei einem Unfall...

Herzfenster und Augenfenster

Lieber Mister Gott!
Heute schreib ich Dir über mein Freund Fynn. Es gibt ja welche, die nicht genau wissen, wie Fynn ist, und das find ich traurig, weil Fynn, das ist der beste Mensch von der Welt. Er ist sehr groß und stark, aber er ist trotzdem sehr nett und sehr lieb. Er kann mich mit Schwung in die Lust werfen und dann auch wieder auffangen. Wie ein schöner Baum aus Mensch ist er. Aber das weißt Du ja auch.
Fynn sagt, wenn man in ein Haus wohnt, wo die Scheiben ganz schmutzig sind, und guckt raus, dann meint man die Welt draußen ist es so schmutzig, dabei ist sie es gar nicht. Und wenn man von draußen reinguckt ins Haus, dann denkste, es ist innen ganz schmutzig, aber das stimmt auch nicht. Es sind immer nur die Fenster, die schmutzig sind. Und Fynn sagt deshalb, nämlich, dass alle Menschen zwei verschiedene Arten von Fenstern haben. Die Augenfenster, davon haben sie zwei, und das Herzfenster, davon hat jeder nur eins. Die Augenfenster sind da, um rauszugucken, und das Herzfenster ist da, um nach innen reinzugucken.
Wenn man weint, sagt Fynn, dann ist das nicht nur wegen was Traurigem. Es ist auch dafür, dass man mal die Augenfenster putzen muss. Wenn sie dann sauber geworden sind von den Tränen, kann man besser durchgucken, und dann ist die Welt wieder viel heller als vorher.
Manchmal guck ich lieber durchs Herzfenster wie durch die Augenfenster. Weil, draußen kenn ich bald alles, was es zu sehen gibt. Aber wenn ich durchs Herzfenster nach innen reinguck, da seh ich immer Neues. Bei mir auch. Denn von innen, sagt Fynn, kennt sich niemand so gut, wie er seinen Garten kennt oder die Leute von gegenüber. Und das ist, weil das Herzfenster aus anderem Glas ist. Nach draußen, durch die Augenfenster, sieste meistens klarer, findet Fynn. Aber ich glaub, ich seh mit dem Herz besser.
(…) Wer Fynn mag, der muss genau in sein Herzfenster reinschauen, damit er ihn auch ganz richtig sehen kann. Dem Fynn sein Herzfenster kann nie schmutzig werden, weil Fynn, der hat so eine Art oder Kunst, ich weiß nicht, aus allem, was schmutzig oder staubig ist, so was Schönes wie Edelsteine oder Diamanten zu machen. Oder aus einem U-Bahn Fahrschein einen gezackten Stern und aus ollen Lumpen eine bunte Puppe. Man kann das aber nur durch dem Fynn sein Fenster sehen. Sonst bleibt es ein Stück Dreck oder ein Lappen oder ein abgefahrener Fahrschein.
Und wenn man nicht in Fynn reinsehen kann, dann kann man ihn auch nicht richtig von außen erkennen. Weil, auch bei Fynn ist das meiste von ihm innen. Wie bei ein Engel oder fast wie…
Einmal war Fynn ganz, ganz traurig, und da bin ich abens zu ihm ins Bett gekrochen. Ich wollt ihm weinen helfen. Weil er mir so oft lachen geholfen hat. Und man kann ja viel mehr zusammen machen wie nur lachen und Schulaufgaben. Auch weinen geht zusammen besser.
Na gut, hat er gesagt, putzen wir unsere Augenfenster also gemeinsam. Kann ja auch nicht schaden. Und dabei hat er geweint und gelacht, halb und halb. (…)

(aus Fynn, „Anna schreibt an Mister Gott“ 6. Auflage: März 2014)

Wie ist das jetzt aber eigentlich so mit diesen Fenstern? Dass es sie gibt, egal, welche Wörter man dafür erfindet, das kann wohl keiner abstreiten! Aber es ist doch irgendwie echt schwierig. Ich meine, manchmal klappt das ja nicht, mit dem Augenfensterputzen oder dass man das ganze zusammen tut...

Und auch sonst so. Annas sicht auf die Welt ist nach einer Weile immer ganz klar. Aber man selber hat diese Sicht nicht so, bzw. ich (und mit mir viele andere) ich bin einfach zu ungeduldig.. Ich mag nicht grundsätzlich über alles so viel nachdenken, bis ich es verstehe. Dafür passiert viel zu viel... So viel, dass ich nicht einmal dazu komme über das eben geschehene nachzudenken, weil gleich schon das nächste passiert.

Seit gut zwei Monaten lebe ich nun hier in meiner neuen Wahlheimat. Ich habe bereits zwei feste Zuhause. Ich habe einen kleinen Freundeskreis hier. Ich habe guten Kontakt zu denen, die ich lange nicht sehe und zwischen denen und mir doch einige Kilometer weilen. Die Adventszeit hat begonnen- zwar ohne Schnee und mit herbstlichen Temperaturen- und ein bisschen Weihnachtsfeeling ist tatsächlich in meinem Herzen angekommen. Glühwein, Plätzchen, überall Adventskalender (ich hab 3 1/3 :D), ein wunderschöner Weihnachtsmarkt quasi vor der Haustür und unfertige Geschenke auf meinem Schreibtisch... Eigentlich könnte es nicht besser sein gerade!

Das einzige, das mir aktuell wirklich ziemlich zu schaffen macht, ist das Wetter und die Dunkelheit. Durchgehend dieser eklige Nieselregen mit Bindfadenschauern zwischendrin. Und heute, da kam ich um 3 von der Uni nachhause und es war schon ein bisschen dämmrig- das ist doch grauenvoll! Ich kann die Leute jetzt gut verstehen, die in dieser Jahreszeit in Depressionen verfallen... Doch keine Sorge, das passiert mir denke ich nicht, denn dafür gibts immer noch zu viele Glitzermomente in meinem Alltag! :)

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