Es besteht seit eh und je ein gewaltiger Unterschied, ob man freiwillig noch vor Sonnenaufgang aufsteht oder ob man es muss. Mein Wecker klingelte kurz nachdem ich aufgewacht bin. In absoluter Dunkelheit- es hätte auch vier Uhr morgens sein können.
So langsam wandelt sich das schwarz von draußen in grau. Nicht nur ein grau, sondern viele verschiedene grau Töne- ja beinahe schon bunt. Aber nur beinahe.
Und immer wieder kommt es vor, dass es innen und draußen gar nicht so unähnlich ist.
Schwarz war der gestrige Abend. Schwarz von Streit, mangelnder -nein- fehlgeschlagener Kommunikation, gegenseitigem Unverständnis. Schwarzglitzernd von ehrlichen und tieftraurigen Tränen auf beiden Seiten. Worte fehlen und die, die da sind, verwandeln sich auf dem Weg durch die Stadt und bewirken viel zu oft das Gegenteil von dem, wozu sie ausgesandt sind. Mit schwarzem Nebel füllen sich die fünf Kilometer Straßen zwischen uns, ein Nebel, der scheinbar nichts durchlässt und sich festsetzt.
Doch urplötzlich verändert sich etwas. Man sieht nicht sofort, was es ist. Aber dann, nach ein paar Augenblicken und restschwarzen Momenten begreife ich es. Es wird grau. Um mich herum und in mir drin verschwindet das Schwarze und aus unbekannter Quelle tröpfelt Licht hinein und mildert all das ab, was Seele, Kopf und Körper so schwer macht. Die Wortveränderungen werden kleiner, immer mehr von ihnen schaffen den Weg von mir zu dir und von dir zu mir genauso, wie sie sein sollten.
Machen den Weg frei für die Farben, die das Herz wärmen und uns wieder zum lächeln bringen. Wie ein neuer morgen, an dem zum ersten Mal seit langem die Sonne wieder aufgeht und die Welt in ihr ganz eigenes Licht taucht. So als würde sie dir zurufen "tut mir leid, dass ich so stachelig war!". Die langsam auftauchende Sonne ist wohl nicht ohne Grund ein Hoffnungsbild.