LebensChaos

Wenn ein Buch zu Ende ist, ist das oftmals merkwürdig- ein wenig so, als ob man einen Freund verliert, der einen ein Stück weit begleitet hat. Ähnlich ist es mit Filmen und Serien, das Ende ist immer schade. Doch diese Enden lassen sich wiederholen. Ein Buch kann ich wieder und wieder lesen. Ebenso kann ich alles, das auf Video ist immer und immer wieder ansehen. Es gibt aber auch andere Enden. Freundschaften enden oft genug- mal entfernt man sich langsam und in beidseitigem, unausgesprochenen, Einverständnis. Mal entfernt sich einer während der andere mit aller Kraft versucht, das alles festzuhalten. Mal ist es einfach vorb- In der Liebe ist es ähnlich. Hab ich mir zumindest sagen lassen. Manche Enden sind von anderen geplant, aber die Betroffenen erfahren als letzte davon. Sei dies nun das Ende von Vereinen, Treffen,... oder das Ende von Leben. Paris- Afghanistan- Bagdad- Syrien- Nizza- Istanbul- Ankara- Bangladesh- Brüssel- Orlando- Kashmir- Myanmar- Beirut- Somalia-

Eintrag Nr. 281 Vor mir steht ein Glas sauren Weins- doch es kann mir den Abend, die vergangenen Stunden, Tage, Wochen nicht kaputt machen. Ich stecke gerade mitten im Leben- in meinem ganz eigenen. Und es ist ganz wunderbar. Alles fließt, alles verändert sich. Die Welt um mich herum, die Menschen um mich herum und ich mich mit. Früher hat mir das Angst gemacht, ich wollte, dass es bleibt, wie es ist- ich dachte, so war es gut; ich kannte mich aus. Es macht mir immer noch Angst, doch die Angst hat sich verändert. Es ist nicht mehr dieses unangenehme, dunkle Gefühl in der Magengegend. Es ist ein glückseliges Kribbeln voller Vorfreude auf das, was kommen mag. Diese abendlichen Gedanken werden begleitet von einem Soundtrack voller Erinnerungen. Musik, die ich vor Jahren das letzte Mal angehört habe. Gedanken, die mit jedem Ton auftauchen, kaum greifbar wieder verschwinden. Alte Gedanken, die von neuen übertönt werden- gemischt mit dem Duft einer ausgepusteten Bienenwachskerze.